Borgarnes

Eigentlich wollte ich anstatt der Westfjorde als Plan B noch einen schoenen Tag in er atemberaubenden Gegend von Sneifelsnes wandern. Es hatte am Abend auch aufgehoert zu regnen. Dafuer goss es heute, was runterging.

Also Plan C: zurueck nach Reykjavik, dort kann man bei jedem Wetter irgendetwas mit dem Tag anfangen. Auf dem Weg kam ich durch die Stadt Borgarnes. Dort gibt es das gross ausgeschilderte Settlement Centre, ein Museum ueber die Besiedelungsgeschichte Islands, das ich -- man staune! -- eiskalt links liegen liess und statt dessen die versteckt liegende Ausstellung "Kinderfotos aus 100 Jahren" besuchte. Das war eine gute Entscheidung. Die Ausstellung ist liebevoll wie ein riesengrosses Fotoalbum gemacht. Und es gibt eine tolle alte originale Wohnstube (Baðstofa), in deren Daemmerlicht mit akustischer Installation ich wirklich das Gefuehl bekam, in eine Winternacht in Island vor 100 Jahren zurueckversetzt zu sein.

Edda (sie heisst so wie das Buch) fuehrte mich durch die Ausstellung. Das Telefon hinter ihr ist aus den 1930er, 1940er Jahren. Wer damals das Glueck einer Telefonleitung hatte, hatte Zugang zur Welt, zu Nachrichten und Informationen. Und zu den Privatneuigkeiten seiner Nachbarn. Alle Apparate einer "County Line" waren naemlich zusammengeschaltet und so hob man heimlich mit ab und hoerte fremde Gespraeche in der Leitung mit. "We Icelanders are nosy people. It is in our blood." erklaerte Edda lachend.

Der Oldtimer-Jeep hier hat auch eine Geschichte. Er gehoerte der Hebamme von Borgarnes, und sie fuhr ihn von 1940 bis 1980, in etwa. Sie war wohl eine der ersten Frauen in Island, die einen Fuehrerschein hatte, und jeder hier in der Gegend kannte sie sehr gut.